Wie andere Menschen hin und wieder vom Heim- oder Fernweh gebeutelt sind schlägt bei mir in unregelmäßigen Abständen das “Berlin-Weh” zu. Immerhin habe ich insgesamt acht Jahre in dieser Stadt gewohnt, und auch wenn ich vor fast sechs Jahren überwiegend froh war, an die Küste zu ziehen, geschah dies mit einem ziemlich weinenden Auge.
Nach meinem Wegzug haben wir zumindest versucht, einmal im Jahr meiner Lieblingsstadt einen kurzen Besuch abzustatten, und auch wenn dies in erster Linie aus dienstlichen Gründen geschah war doch immer ausreichend Zeit, ausgiebig “Berlin-Luft” zu schnuppern. Im letzten Jahr hat dies leider nicht geklappt, und ich merke, wie es schon ziemlich zuckt, wenn ich Berichte über und Filme und Fotos aus Berlin sehe.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Nein, wohnen möchte ich dort nicht mehr, und sollte dieser Gedanke doch wieder kurz aufflammen reichen drei bis fünf Tage vor Ort aus, um wieder auf den Boden der Realität zurück zu kehren, denn die Hektik dort, den Lärm, den Dreck, das alles brauche ich nun wirklich nicht mehr. Es reicht aus, dort ein paar Tage zu verbringen, das Gewimmel, die ganzen Möglichkeiten kulinarischer, kultureller und kommerzieller Natur und die – zumindest gefühlte – Anonymität und damit verbundene Freiheit zu genießen. Dann freut man sich aber auch wieder auf die Ruhe, die gute Luft und, ja, meinetwegen auch das Gediegene zuhause.
Wir hatten geplant, im Frühjahr noch mal für ein paar Tage nach Berlin zu fahren, diesmal, weil 2020 dort keine Dampferveranstaltung stattfindet, so “ganz privat”. Tja, Corona wird uns wohl einen Strich durch die Rechnung machen, und ich bin auch ganz froh, zur Zeit nicht dort zu wohnen sondern im beschaulichen MeckPomm, wo der das Virus – zumindest bislang – eher zurückhaltend zugeschlagen hat. Vielleicht im Spätsommer, sofern sich die Situation bis dahin beruhigt haben sollte, ansonsten eben im nächsten Jahr. Und bis dahin muss ich mit meinem Berlin-Weh halt leben, so wie andere mit ihrem Fern- oder Heimweh…