No Bicycle Race
No Bicycle Race

No Bicycle Race

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Ich spiele ja schon seit geraumer Zeit mit dem Gedanken, mir wieder ein Fahrrad anzuschaffen. Das letzte Mal habe ich ein solches Gefährt vor rund 15 Jahren genutzt, seitdem wird es von Wohnort zu Wohnort mitgeschleppt, landet wahlweise im nassen Innenhof oder muffigen Keller und hat sich in der Zwischenzeit mehr oder weniger in seine Bestandteile aufgelöst.

Warum dann einen neuen Versuch? Nun, Radfahren ist ja angeblich gesund, seit Corona-Zeiten sowieso der heiße Scheiß, und inzwischen gibt es sogar hier in der Gegend ein paar Radwege. Aber irgendwie hat der Kauf eines Rades bislang nicht geklappt, und mittlerweile habe ich die Vermutung, dass mein Unterbewusstsein da einfach quer schießt, denn Fakt ist: Radfahrer sind scheiße!

Nicht falsch verstehen – abseits dieses Vehikels können es die liebsten, rücksichtsvollsten und sympathischsten Menschen überhaupt sein, sobald sie sich aber auf ein Rad schwingen – und zwar genau in dieser Sekunde – setzt irgendwas im Hirn aus.

Bevor sich hier einer der vielen Radfahrer (und -innen*) meiner Leserschaft aufregt: Nein, natürlich sind nicht alle so! Nach meiner – durch keinerlei Statistik verfälschten – Schätzung bleiben gut 5% der Menschen auch dann zivilisiert, wenn sie auf einem Rad sitzen – vermutlich handelt es sich um einen Gendefekt.
Von den übrigen entpuppen sich ca. 10% als absolutes Verkehrshindernis (ich wundere mich immer wieder, wie langsam man fahren kann bevor man einfach auf die Seite kippt), und die restlichen eben als rücksichtsloses Arschloch: Ampeln werden ignoriert, auf Verkehrsregeln wird generell geschissen. Radwege werden – wenn überhaupt – mit Vorliebe in die falsche Richtung genutzt, meist fährt man aber entweder zu fünft nebeneinander auf der Straße oder brettert ohne jegliche Rücksichtnahme über den Fußweg.

Überhaupt das Fahren über die Bürgersteige: Wenn es sich um Eltern mit kleinen Kindern handelt, klar, und wenn die Straße aus Kopfsteinpflaster besteht oder mit Straßenbahnschienen “belegt” ist, auch kein Problem – jedenfalls solange man Rücksicht auf diejenigen nimmt, für die ein Fußweg gedacht ist, nämlich die Fußgänger. Aber nö, der gemeine Radler – unabhängig von Alter, Bildung und Konstitution – brettert lieber ohne Rücksicht auf Verluste über den Fußweg, die dort Gehenden werden schon, zur Not unter Dauernutzung der Klingel, zur Seite springen. Ich warte noch darauf, dass der erste Kunde beim Verlassen des Ladens umgenietet wird – ein paarmal war es bereits recht knapp.

Natürlich ist das Fahren auf der Straße für Radfahrer nicht immer angenehm, und natürlich gibt es genug depperte Autofahrer, die ihre Rostlauben auf dem Radweg parken. Radfahrer und Autofahrer, das passt einfach nicht – Radfahrer und Fußgänger aber auch nicht.

Ich selbst bin übrigens auch kein entspannter Radfahrer. Ich halte mich an die StVO, aber ich nutze ein Fahrrad, um von A nach B zu kommen – und zwar zügig, sonst kann ich auch laufen. Schnarchige Radler sind mir ebenso ein Gräuel wie unbedachte Fußgänger, die mir vors Rad laufen oder rücksichtslose Autofahrer, die mich zu Vollbremsungen nötigen. Und gemütlich durch die Gegend zu radeln und die Landschaft anzuschauen ist sowieso nicht mein Ding. Also werde ich mir wohl doch kein Fahrrad kaufen sondern nach wie vor den ÖPNV – und bei gutem Wetter meinen Roller – nutzen. Dann kann ich auch weiterhin wunderbar über diese Radfahrer moppern, schließlich bin ich ja keiner von “denen”. 😉

*Die Nutzung gendergerechter Sprache unter Zuhilfenahme von Sternchen, Doppelpunkten oder Binnen-i überlasse ich den politisch völlig Korrekten. Erstens verschandelt es extremst das Schriftbild, zweitens behindert es den Lesefluss, und drittens – echt jetzt? Soll man meinetwegen die nächsten 1500 Jahre alles weiblich schreiben, und vielleicht schafft man es bis dann, die ganze Sprache geschlechterneutral zu gestalten. Isdochwahr.

Soundtrack des Tages: Bicycle Race (Queen) 😉